ZUR GESCHICHTE LITAUENS
Litauen
& Polen
Okkupation
Unabhängigkeit
Die Nationalsprache Litauisch ist eine von lediglich zwei
überlebenden Sprachen des baltischen Zweigs der indogermanischen
Sprachfamilie. Die Vorfahren der Litauer waren baltische
Volksstämme, die erst im Jahre 1235 durch Herzog Mindaugas
vereinigt wurden. Er wurde am 6. Juli 1253 der erste und
einzige König Litauens. Man nannte ihn Mindaugas der
Weise.
Während der Regentschaft des Großherzogs Gediminas
und seiner Nachfolger in den Jahren 1316-1430 wurden Teile
Russlands, Weißrusslands, der Ukraine und Polens annektiert.
Das Großherzogtum Litauen erstreckte sich zu diesem
Zeitpunkt bis zum Schwarzen Meer. Am Ende des 14. Jahrhunderts
war Litauen das größte Land Europas.
nach oben
Litauen und Polen
Litauen war das letzte Land in Osteuropa, das zum christlichen
Glauben übertrat (1387 - 1413), nachdem Polen den litauischen
Großherzog Jogaila im Februar 1386 zu seinem Staatsoberhaupt
krönte.
Im Jahre 1401 zerbrach die Einheit der beiden Völker,
und Vytautas wurde Großherzog von Litauen. Seine Krönung
zum König wurde jedoch durch eine polnische Intrige
verhindert.
1569 gingen Polen und Litauen erneut eine staatliche Verbindung
ein. Mehr als 2 Jahrhunderte später, im Jahre 1795,
zerfiel die Verbindung erneut, und die litauischen Territorien
fielen zu 90 Prozent an Russland sowie zu 10 Prozent an
Preußen und Österreich.
Erst im Jahre 1918 errang Litauen erneut seine Unabhängigkeit.
König Mindaugas II führte die Monarchie an, bis
das litauische Parlament für eine republikanische Regierungsform
votierte. Von Beginn an dominierten territoriale Streitigkeiten
mit Polen (bezüglich Vilnius, Suvalkai) und Deutschland
(bezüglich der Region um Klaipeda, dem so genannten
'Memelland') die Außenpolitik Litauens.
Von 1920 bis 1939 wurde Vilnius von den Polen annektiert.
Während dieser Zeit war Kaunas die Hauptstadt Litauens.
nach oben
Jahre der Okkupation
Die Sowjetunion okkupierte und annektierte Litauen im Jahre
1940 im Zuge des Abkommens zwischen Molotow und Ribbentrop.
Während der darauf folgenden deutschen Okkupation wurden
91 Prozent der jüdischen Bevölkerung Litauens
getötet. 190.000 Menschen fielen damals dem Holocaust
zum Opfer.
Nach dem Rückzug der Deutschen im Jahre 1944 wurde
Litauen wieder von der Sowjetunion okkupiert.
In den Jahren zwischen 1940 und 1954 verlor Litauen mehr
als 780.000 Staatsbürger. 120.000 bis 300.000 wurden
von der sowjetischen Regierung getötet oder nach Sibirien
deportiert. Dort starben allein 28.000 Strafgefangene an
den harten Lebensbedingungen. 21.500 Litauer starben im
Widerstandskampf gegen die Sowjetmächte, und 35.000
Menschenleben wurden in Konzentrationslagern und Gulags
ausgelöscht. KGB und Militär richteten etwa 5.000
Zivilisten hin. Viele Litauer flohen ins Exil.
Fast die Hälfte der Gebäude in Vilnius wurden
während des II. Weltkriegs zerstört. Wie durch
ein Wunder blieb aber die Mehrzahl der architektonischen
Denkmäler intakt, mit Ausnahme der Großen Synagoge.
An die sowjetische Besatzung erinnern heute nur noch die
Skulpturen der Grünen Brücke, der rote Sand auf
dem Lukikiu Platz sowie einige Exponate in Museen.
Quelle und Zeittafel zum Thema
Nach 50 Jahren sowjetischer Okkupation erklärte Litauen
am 11. März 1990 seine Unabhängigkeit von der
UdSSR. Noch bis zum 31. August 1991 versuchte die sowjetische
Regierung gewaltsam, die Abnabelung zu verhindern. Bei einem
sowjetischen Angriff auf den Fernsehturm am 13. Januar 1991
kamen 13 litauische Zivilisten ums Leben.
nach oben
Litauen als unabhängiger Staat
Am 17. September 1991 wurde Litauen Mitglied der Vereinigten
Nationen und begann seine Stellung als eigenständige
Nation auszubauen. Im März 2004 wurde Litauen vollwertiges
Mitglied der NATO. Noch im selben Jahr, am 1. Mai 2004,
wurde Litauen in die EU aufgenommen.
Heute ist der baltische Staat eine unabhängige demokratische
Republik mit einem gewählten Präsidenten und einem
Parlament, der 'Seimas'. Aller 5 Jahre finden Präsidentschaftswahlen
statt. In Absprache mit dem Parlament beruft der Präsident
den Premierminister, die Kabinettsmitglieder sowie die Obersten
Richter des Staates. Der Seimas gehören 141 Abgeordnete
an, die aller 4 Jahre neu gewählt werden. Die Parlamentshürde
für Parteien beträgt wie in Deutschland 5 Prozent.
Der litauische Präsident
Valdus Adamkus und Dick Cheney im Litauischen Präsidentenpalast,
Mai 2006. Quelle: White House, David Bohrer.
Die Mehrzahl der Litauer - 79 Prozent - sind Katholiken.
Die römisch-katholische Kirche übt seit dem 14.
Jahrhundert einen großen Einfluss auf die Staatsgeschäfte
aus und spielte auch im organisierten Widerstand gegen die
sowjetische Okkupation eine zentrale Rolle.
Aufgrund der langen Besatzung durch die Sowjetunion sind
die meisten Litauer zweisprachig aufgewachsen. Mehr als
80 Prozent sprechen fließend russisch. Der Anteil
der Polen an der litauischen Bevölkerung macht heute
6,7 Prozent aus, der Anteil der Russen beträgt 6,3
Prozent.
nach oben